Gründung einer Stiftung für Lübecks Weltkulturerbe

Für 7Türme+ bündeln viele Institutionen in und über die Hansestadt hinaus ihre Kräfte

Das identitätsstiftende, weltweit einzigartige Wahrzeichen des UNESCO Welterbes Innenstadt Lübeck ist die unverwechselbare, historisch wertvolle Stadtsilhouette mit den sieben Türmen der Innenstadtkirchen St. Aegidien, Dom zu Lübeck, St. Marien, St. Jakobi und St. Petri.

Diese Türme sind das herausragende Zeugnis des baulichen Kulturerbes Lübecks und der Lübecker Geschichte sowie der mittelalterlichen Backsteingotik im gesamten Ostseeraum. Sie sind maßgeblich Ursache dafür, dass die UNESCO im Jahr 1987 - erstmals in Nordeuropa - eine gesamte Altstadt mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern als Weltkulturerbe anerkannt hat.

Im Mittelalter drückte Lübeck mit seiner Silhouette seine außergewöhnliche Wirtschafts- und Handelsmacht aus und unterstrich damit seine Bedeutung als „Königin“ und Zentrum der Hanse (mittelalterlicher Bund der Kaufmannsstädte). Dieses Erbe verpflichtet - jede Generation hat seit jeher ihren Beitrag geleistet, um zu erhalten, was von so großer Bedeutung ist und gleichzeitig für viele Menschen ein Stück Heimat bedeutet.

Heute sind die Sieben Türme zu einem Markenzeichen herangereift für Einwohner gleichermaßen wie für Wirtschaft, Handel und Industrie. Sie besitzen eine immense touristische Anziehungskraft mit großem, symbolischem Wiedererkennungswert. Sie werden nicht zuletzt von der regionalen Wirtschaft oft im Markenauftritt integriert.

Bei den bereits erfolgten Turm-Sanierungsmaßnahmen und Methodenerprobungen an St. Petri, St. Marien und dem Dom wurden, gemeinsam mit Forschenden, wichtige baufachliche Erkenntnisse gewonnen, die für kommende Maßnahmen an Denkmälern europaweit eingebracht werden können. In Lübeck wurde bereits bewiesen, dass man über einen großen Erfahrungsschatz verfügt. All` diese Ergebnisse sollen in Zukunft maßgeblich zu Forschung, Lehre und Entwicklung auf diesem Gebiet in Europa beitragen. Eine noch engere Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen wird daher angestrebt.

Das große Engagement vieler Lübeckerinnen und Lübecker für die sieben Türme ihrer Heimatstadt, das in ihrer – oft regelmäßigen – Unterstützung der seit 2002 bestehenden Spendenkampagne „Sieben Türme will ich sehen“ zum Ausdruck gekommen ist, wird durch die Gründung der Stiftung 7 Türme+ keineswegs obsolet. Vielmehr soll die Arbeit der Kampagne unter dem Dach der Stiftung fortgeführt und weiter ausgebaut werden. Denn um die Lübecker Innenstadtkirchen dauerhaft zu erhalten und für künftige Generationen zu bewahren, bedarf es der Beiträge vieler ihrer Stadt verbundener Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen ebenso wie der Unterstützung durch Stiftungen und weitere institutionelle Fördermittelgeber. Nur durch vereinte Anstrengungen kann die dauerhafte Bewahrung der Sieben Türme gelingen.

Die Stiftung

Die gemeinnützige bürgerlich-rechtliche Stiftung 7-Türme+ dient dieser Gemeinschaftsaufgabe: dauerhaft den Erhalt der fünf Innenstadtkirchen und damit auch des Weltkulturerbes mit dessen weltbekannter Silhouette der Hansestadt Lübeck sichern.

Der Stiftungszweck

Beschaffung von Mitteln zur Förderung der baulichen Instandhaltung und Sanierung der Lübecker Innenstadtkirchen sowie die Durchführung von Maßnahmen zur Pflege, Wiederherstellung, Instandsetzung und baulichen Erhalt dieser Kirchen.

Ein scheinbar profaner Zweck, aber mit einer großen Wirkung.

Nach dem deutschen Stiftungsrecht handelt es sich um eine so genannte Hybridstiftung:

  • Das Grundstockvermögen ist auf Ewigkeit ausgerichtet. Es wird durch die Stiftungsgründer aufgebracht und kann jederzeit gemehrt werden. Nur dessen Erträge (z.B. Zinsen) dürfen für den Stiftungszweck verwendet werden.
  • Das Verbrauchsvermögen dient in vollem Umfang dem Stiftungszweck und muss stetig gemehrt werden.

Geleitet wird die Stiftung durch eine hauptamtliche Geschäftsführung, die vom Stiftungsvorstand beaufsichtigt wird. Ein Stiftungskuratorium sorgt für die nationale und internationale Vernetzung.

Möglichkeiten der Unterstützung und Förderung

Zuwendungen können entweder zum Grundstockvermögen oder zum Verbrauchsvermögen oder in beide Vermögensteile erfolgen. Dies ist möglich durch Spenden, Zustiftungen, ein Vermächtnis o.ä..

Eine vertrauensvolle Mittelverwendung ist grundlegende Voraussetzung für die Arbeit der Stiftung. Transparenz durch Kommunikation und Information der verwendeten Förderbeträge hat oberste Priorität, so dass jeder Förderer jederzeit über die Platzierung seiner eingesetzten Mittel informiert ist.

23 Millionen Euro werden in den kommenden 10 Jahren für die Sanierung der Türme des Doms  benötigt. Weitere 30 Millionen Euro müssen in längst überfällige Baumaßnahmen in St. Marien investiert werden.

Zeigen auch Sie Ihre Verbundenheit mit dem Lübecker Weltkulturerbe. Werden Sie Teil der wachsenden Gemeinschaft, die sich für die Sicherung und Rettung des UNESCO Weltkulturerbes Lübeck engagiert. Für die vor uns liegenden Herausforderungen brauchen wir Sie als Förderer und viele weitere Lübecker-Weltkulturerbe-Freunde an unserer Seite, die mit uns die Verantwortung für diese Generationenaufgabe übernehmen und tragen.

Haben Sie Fragen? Wir sind gern beratend für Sie da. Gemeinsam mit Ihnen besprechen wir Ihre Ideen, zu fördern und sich einzubringen.

"Nur die Stadt, die ihr modernes Leben mit ihrer Tradition verbindet und ihre historischen Häuser in die Gegenwart integriert, entfaltet wirkliche Lebensqualität und hat tragfähige Entwicklungschancen. Allein die historisch geprägten Städte haben ein individuelles Erscheinungsbild, das ihren Wiedererkennungswert im Spektrum der europäischen Stadt sichert. Sie werden damit zu Orten, an denen sich die Bewohner heimisch fühlen und wohin Gäste gerne zu Besuch kommen. Je länger die in einer Stadt erlebbare Tradition zurückreicht und je älter ihre Häuser sind, um so vielfältiger ist die ortsbezogene Lebensqualität.“

(Klaus Roth, 1999, in: Weltkulturerbe Lübeck - Denkmalgeschützte Häuser)

Joachim Gauck wird Schirmherr von 7Türme+

Altbundespräsident Joachim Gauck wird die Schirmherrschaft der in Gründung befindlichen Stiftung 7Türme+ übernehmen. Ziel des Vorhabens ist der dauerhafte Erhalt der fünf historischen Altstadtkirchen als weltbekannte Silhouette der Hansestadt Lübeck.

Die Hansestadt Lübeck, mit ihrer eindrucksvollen Silhouette aus Türmen und historischen Bauten, ist nicht nur ein touristischer Magnet, sondern auch ein lebendiges Zeugnis einer reichen Vergangenheit. Doch hinter den historischen Fassaden verbirgt sich eine dringende Herausforderung: der Erhalt des kulturellen Erbes, das die Identität dieser Stadt prägt. In einem exklusiven Interview äußert sich jetzt der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck zu seiner tiefen Verbundenheit mit Lübeck und seinem entschiedenen Engagement für den Schutz der Altstadtkirchen.

Ein Interview mit dem Altbundespräsidenten

Wenn Sie an Lübeck denken, welche Bilder haben Sie dann vor Augen?
Joachim Gauck: Ja, wahrscheinlich die, die Einwohner von Lübeck auch vor Augen haben. Ich sehe dieses wunderschöne Stadtbild mit den Türmen – und die Zahl 7 ist mir als Rostocker auch vertraut. Ich habe natürlich auch immer das Holstentor vor Augen, wie die meisten Deutschen, wenn der Name Lübeck fällt. Und das verbindet mich. Es gibt gute Gefühle.

Ob Hansetag, Vorträge in St. Jakobi oder das 850. Domjubiläum – Sie sind häufig in Lübeck zu Gast. Was beeindruckt Sie an dieser Stadt?
Joachim Gauck: Es ist Verschiedenes, was mich beeindruckt, wenn ich an Lübeck denke. Wissen Sie, ich bin ja im Krieg geboren und komme aus einer Stadt, die im Krieg sehr zerstört ist. Lübeck war noch mehr zerstört als Rostock und hat sich entschlossen nach dem Krieg, den alten Charakter wieder herzustellen durch Wiederaufbau-Maßnahmen. Davon haben Bürgerhäuser und Kirchen profitiert – und unzählige Lübecker haben ihre Heimat wiedererkannt und wiedergefunden. Das ist etwas, was mich stark beeindruckt hat. Dann bin ich sowohl als Präsident als auch als Bürger beeindruckt von dieser Bürgergesinnung, die erhalten geblieben ist. Anders als im Osten Deutschlands, wo diese aktive Zivilgesellschaft, die von unten her das eigene Interesse fördert, ja irgendwie kaputtgegangen ist, haben wir in den Hansestädten im Westen noch diesen Bürgersinn erhalten, der sich für unsere Stadt, für unsere Umgebung auch verantwortlich fühlt. Wo Unternehmen existieren, die als Mäzenaten und Stifter auch Teil der Stadtgesellschaft geworden sind, mit denen die Politik auch rechnen kann. Und dadurch ist so eine Gemengelage entstanden, dass gewählte Politiker und eigenverantwortliches, bürgerschaftliches Engagement, Staat, Bürgergesellschaft und auch Kirche prägen. Und das ist ein hohes kulturelles und politisches Gut. Ganz unabhängig von der Schönheit der Gebäude ist also Lübeck als Lebensform etwas, was wir unbedingt erhalten und fördern müssen.

“Erbe bewahren und pflegen!”

Die Sieben Türme der fünf Altstadtkirchen Lübecks brauchen Hilfe. Seit vielen Jahren gibt es eine von vielen Ehrenamtlichen unterstützte Kampagne „Sieben Türme will ich sehen“. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht dieses gesellschaftliche Engagement?
Joachim Gauck: Wenn ich jetzt die Schirmherrschaft übernehme für sieben Türme plus, dann tue ich das, weil mich auch die Aktivität der Förderkampagne, die es schon seit vielen Jahren gibt, beeindruckt hat. Hier haben wir bürgerschaftliches Engagement, das immerhin Millionen Beträge eingesammelt hat. Das heißt, es ist der Kampagne gelungen, Bürger mit Herz und Verstand zu gewinnen: Das ist unsere Stadt, das ist Weltkulturerbe und unsere Heimat – und dafür fühlen wir uns auch verantwortlich. Und das ist so wichtig, weil wir so eine Neigung haben in Teilen unserer Bevölkerung „Das sollen die da mal machen“. Die Institutionen des Staates oder auch der Kirche sind ohne die Mitwirkung der Bürgerschaft vielfach überfordert. Und deshalb freue ich mich immer, wenn es gelingt, dass wir Aktivitäten des Bundes, des Landes, aber auch aus der Mitte der Gesellschaft haben. Und das hat auch einen politischen Grund. Es ist nicht nur die Nähe zur Heimat, in der wir leben, sondern dieses Engagement der Einzelnen ist etwas, was den Lebensatem der Demokratie verkörpert. Und Menschen, die sich für regionale Belange engagieren, erlernen schon, dass es wichtig ist, sich über das Eigeninteresse hinaus zu engagieren. Und davon lebt letztlich die liberale Demokratie.

Jetzt wird es eine neue Stiftung zur Finanzierung des Erhalts der Lübecker Innenstadtkirchen geben - 7Türme+. Warum übernehmen Sie das Amt des Schirmherrn?
Joachim Gauck: Ich übernehme die Schirmherrschaft für 7Türme+ sehr gerne – und nicht nur aus norddeutscher Verbundenheit von Hansestadt zu Hansestadt, sondern weil mich als Bürger, wie als ehemaliger Bundespräsident fasziniert, wenn Menschen, Einzelpersonen, Stiftungen, öffentliche Stellen, politisch engagierte Menschen und Menschen aus den Kirchen zusammen ein großes Werk schaffen. Und Lübeck ist zu schön, um es dem Verfall preis zu geben. Es ist eine Stätte, die zum Weltkulturerbe gehört. Und wir wollen unseren Nachkommen, Zeugnisse auch unserer Kraft und unseres Willens überlassen und zeigen, dass wir uns verantwortlich fühlen. Und Verantwortung zu leben, ist der Lebensatem einer Demokratie. Deshalb freue ich mich auch, an dieser Stelle mit meiner Schirmherrschaft die Aktivität unterstützen zu können.

An das Gelingen glauben

Welchen Wunsch, welchen Appell möchten Sie an Menschen in Lübeck, in Schleswig-Holstein, in ganz Deutschland richten?
Joachim Gauck: Es gibt so etwas wie eine deutsche Verdrießlichkeit, ähnlich wie die deutsche Ängstlichkeit, die immer relativ früh kommt, wenn wir uns vergleichen mit Nachbarländern. Manche halten diese Verdrießlichkeit und Ängstlichkeit sogar für einen Beweis kultureller Reife. Das ist natürlich Unfug – wir brauchen Menschen, die ans Gelingen glauben. Wir brauchen auch eine Verstetigung der einmal gestarteten Bereitschaft zu helfen. Oft erlahmen Menschen, wenn sie einmal geholfen haben. Und wir brauchen diejenigen, die einen langen Atem haben. Und darum beglückwünsche ich diejenigen, die sich entschlossen haben, hier gemeinsam dieses schöne Werk zu fördern.

Spendenkonto 7Türme+

IBAN: DE30 5206 0410 0006 4042 78
Bank: Evangelische Bank

Verwendungszweck:
Spende 7 Türme


Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg 

Bäckerstraße 3-5
23564 Lübeck

Telefon: 0451/ 79 02-01
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Christine Buller-Reinartz
- Oberkirchenrätin -
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